Welpenzähne kriegen alles kurz und klein
Nichts ist vor ihm sicher: Alles, was in Reichweite eines jungen Hundes ist, eignet sich seiner Meinung nach ideal zum Knabbern. Besonders Schuhe werden regelmäßig Opfer munterer Welpen. Ebenso sind die Leine, Handschuhe, Teppichfransen, Gürtel, Kissen oder Spielzeug ernsthaft gefährdet. Junge Hunde, die im Auto hinten sitzen, knabbern gerne einmal am Anschnallgurt. Zeitungen, Zeitschriften und Briefe werden zu kleinen Schnitzeln verarbeitet. Was einem Welpen zum Opfer fällt, wird nicht nur zerbissen und zerrupft, sondern zum Teil auch intensiv geschüttelt. Stofftieren werden die „Watteeingeweide“ herausgerissen und Stöcke werden in kleine Stücke zerlegt.
Die Zerstörungswut ist typisch für das Welpenalter. Neugier und Verspieltheit sind bei Hunden in dieser Phase ähnlich ausgeprägt, wie bei Kindern, die erst einmal alles auseinandernehmen, um zu schauen, wie es innen aussieht. Welpen erkunden ihre Umgebung vor allem mit der Nase und mit den Zähnen.
Die Milchzähne sind noch sehr spitz und verursachen auch im Spiel mit dem Menschen eher einmal eine Schramme als das spätere Gebiss. Mit vier bis sechs Monaten steht der Zahnwechsel an. Wenn die Welpen zahnen, verlangt der Instinkt mehr denn je nach Gelegenheiten zum Knabbern. Dadurch wird der Durchbruch der endgültigen Zähne erleichtert. Die oft weiche oder gar breiförmige Konsistenz des Hundefutters bietet in diesem Sinne keine echte Herausforderung.
Kluge Hundehalter sorgen für reichlich widerstandsfähiges Spielzeug, Kauknochen und Stöcke. Auch ausgewählte alte Schuhe können bewußt geopfert werden. Die guten Sachen sollten jedoch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Auch Wölfe bringen ihrem Nachwuchs in dieser Phase größere Fleischstücke und Gegenstände, an denen sie ihre Zähne erproben können.
Erstaunlich ist, dass es kaum Unfälle wegen angeknabberter Stromkabel gibt. Scheinbar spüren die Welpen das umgebende Magnetfeld, so dass sie diese Kabel instinktiv meiden. Antennenkabel flößen allerdings, aufgrund der äußerst geringen Stromstärken, keinen Respekt ein und sind vor Beißattacken nicht sicher. Ebenso ist der Strom in Telefonkabeln relativ gering. Und so mancher Welpe hat schon die Verbindung zur Außenwelt „gekappt“.
Auch der Jagdtrieb erwacht in diesem Alter. Alles, was sich schnell bewegt, wie zum Beispiel flatterndes Geflügel, fasziniert. Die Welpen sind zwar noch völlig unerfahren, beginnen aber instinktiv, sich für lebende Beute zu interessieren. Das kräftige Schütteln simuliert das Totschütteln erlegter Beute.
Ein Welpe empfindet herumliegende Schuhe und Gegenstände als Geschenk der älteren Rudelmitglieder, die ihm quasi zum Üben zur Verfügung gestellt worden sind. Wenn er darauf herumbeißt und etwas kaputt macht, ist das nach seinem Verständnis ein Bemühen, sich dem Verhalten der Großen anzupassen. Er versteht es nicht, dafür gescholten zu werden.