Das Bellen

„Bellende Hunde beißen nicht“, sagt man. An dieser simplen Weisheit ist etwas Wahres. Denn Hunde bellen nicht, um anzuzeigen, dass sie angreifen, sondern um ihrem Umfeld, seien es Hunde oder Menschen, anzuzeigen, dass etwas Außergewöhnliches vor sich geht, auf das man aufpassen soll. Eventuell wird gemeinschaftliches Handeln zur Gefahrenabwehr erforderlich werden. Zum Beispiel, wenn ein Eindringling sich dem Revier nähert. Menschen würden in einer vergleichbaren Situation vielleicht auf den Fingern pfeifen oder eine Sirene betätigen.

Alle Artgenossen werden daraufhin aufmerksam; Welpen suchen die Nähe der Eltern. Ein solches Verhalten ist in freier Wildbahn noch wichtiger, als für den Haushund. Daher sollte man das Bellen erst recht beim Wolf erwarten. Tatsächlich können auch Wölfe bellen. Allerdings klingt das bei ihnen eher wie ein verhaltenes, einsilbiges „Wuff“. Dass Hunde so viel lauter und durchdringender bellen können, mag der selektiven Zuchtwahl, besonders bei der Auswahl von Wachhunden, zuzuschreiben sein. Sie sollte man weit und deutlich hören können. Deshalb wurden stets kräftige Stimmen bevorzugt. Verhaltensforschern zufolge, die Hunde und Wölfe gemeinsam beobachtet haben, sind Wölfe in der Lage, sich das kräftige, anhaltende Bellen des Hundes relativ bald „abzuschauen“.

Während ein zum Angriff entschlossener Hund keinen Laut hören läßt, kommt es weit häufiger zum Angriffsdrohen. Dabei werden die Zähne gezeigt und man hört ein tiefes Knurren, Grollen und Brummen, das den Zweck hat, das Gegenüber einzuschüchtern und zu vertreiben. Dabei empfindet der Drohende selbst noch Angst, ist aber eher zum Angriff, als zur Flucht bereit.

Ein abwechselndes Knurren und Bellen erklärt sich daraus, dass der Hund sich allein nicht zum Angriff entschließen kann und deshalb im Angesicht der Gefahr Verstärkung herbeiruft. So wird verständlich, warum das Sprichwort „Hunde, die bellen, beißen nicht“, durchaus seine Berechtigung hat. Das bedeutet aber nicht, dass ein bellender Hund grundsätzlich harmlos ist. Er wartet noch auf Helfer. Auf keinen Fall sollte man einen Hund in dieser Situation in die Enge treiben.

Der domestizierte Hund hat mit der Zeit gelernt, dass er die Aufmerksamkeit des Menschen mit Bellen relativ schnell erlangen kann. Deshalb bellen manche Hunde auch, wenn sie zum Spiel auffordern wollen oder wenn sie beispielsweise vor verschlossener Tür stehen und jemanden zum Öffnen rufen. Ein solches Bellen klingt jedoch ganz anders, als beim Melden eines Eindringlings.