So gut können Hunde riechen
Der Geruchssinn ist für den Hund eine weit wichtigere Orientierungshilfe als für den Menschen. Die Hundenase ist um ein Vielfaches leistungsfähiger als unsere. Die Anzahl der sensorischen Zellen ist mehrfach so hoch. So können Hunde Witterungen aufnehmen, die uns ewig verborgen bleiben werden.
Selbst feinste Geruchsnuancen kann die Hundenase wahrnehmen und unterscheiden. Und das sogar unter schwierigsten Bedingungen. So sind trainierte Spürhunde in der Lage, Rauschgifte oder Sprengstoffe selbst dann zu erschnuppern, wenn sie dicht in Plastikhüllen eingeschweißt sind oder wenn sie von intensiven Fremdgerüchen anderer Substanzen überlagert werden.
Für die soziale Kommunikation von Hunden sind Düfte unverzichtbar. Sobald Hunde einander begrüßen, beschnuppern sie sich gegenseitig am Hinterteil. Denn im Analbereich liegen die wichtigsten Duftdrüsen. Unterwegs wird immer wieder intensiv geschnüffelt, denn Artgenossen hinterlassen mit ihrem Urin zahlreiche Informationen an Bäumen, Laternen und Zaunpfählen.
Wer diese außerordentlichen Fähigkeiten der Hundenase kennt, kann sie sich auf vielfältige Weise nutzbar machen. Im positiven, wie im negativen Sinn. So war es beispielsweise bei der DDR Staatssicherheit üblich, Stühle, auf denen Verhörte längere Zeit gesessen hatten, mit einem Tuch gründlich abzuwischen, das anschließend in einem fest verschlossenen Glas verwahrt wurde. Auf diese Weise sammelte man Geruchsproben von vermeintlichen Systemgegnern, um deren Spur später bei Bedarf mit Hunden verfolgen zu können.
Rettungshunde sind mit ihrer guten Nase Jahr für Jahr bei zahlreichen Unfällen und Naturkatastrophen unentbehrlich. In Lawinen, eingestürzten Gebäuden und in schwierigem Gelände, in denen technische Hilfsmittel überfordert wären, entdecken sie Verletzte und haben so schon unzählige Leben gerettet.
Feinschmecker profitieren alljährlich von den olfaktorischen Fähigkeiten ausgebildeter Trüffelhunde. Die begehrten, aber äußerst seltenen Pilze, die unter der Erdoberfläche gedeihen, sind nämlich schwer zu finden. Ursprünglich verließ man sich auf die Nasen von Trüffelschweinen, um die Köstlichkeiten im Boden zu lokalisieren. Der Geruch ähnelt nämlich dem sexuellen Lockstoff des Ebers, weshalb Säue ihm instinktiv zustreben. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass auch viele Hunde bei der Suche ähnlich erfolgreich sein können. Während man bei Schweinen stets fürchten muss, dass sie die Trüffel beschädigen oder auffressen, geben abgerichtete Hunde sie unversehrt ab.
Essbares erschnüffelt die Hundenase noch auf große Entfernung. In einem neuen Haushalt findet ein Hund die Küche auf Anhieb. Hunde können eineiige Zwillinge von zweieiigen unterscheiden. Eineiige Zwillinge haben nämlich aufgrund ihrer identischen Gene einen identischen Geruch. Dermatologen haben erkannt, dass Hunde sogar in der Lage sind, krankhafte Hautanomalien herauszuschnüffeln. Einen geworfenen Kieselstein kann ein Hund unter Tausenden anderer Steine sicher identifizieren, weil der minimale Schweißrückstand von der Hand des Werfers eine Geruchsspur hinterlassen hat.
Die Intensität der Wahrnehmung von Gerüchen ist verschieden hoch. So haben Pflanzendüfte eine vergleichsweise geringe Priorität. Sie sind fast überall vorhanden und würden die selektive Wahrnehmung eher durcheinanderbringen. Schweißabsonderungen werden dagegen um so intensiver erkannt.
Legendär sind die Leistungen von Bluthunden. Wenn sie Witterung aufnehmen, bleibt ihnen kaum etwas verborgen. Auch noch nach Tagen können sie die Spur eines Menschen über Hunderte von Kilometern verfolgen. Sogar wenn der Verfolgte Schuhe getragen hat und die Spur von der anderer Menschen gekreuzt wurde. Die Verfolgung Entflohener mit Suchhunden ist oft spannender Teil von Spielfilmen gewesen. Und daher wissen wir: Um zu entkommen, gibt es nur ein sicheres Mittel: Eine längere Strecke durch ein Flußbett zu waten. Erst hier verliert sich die Geruchsspur des Menschen, selbst für die beste Spürnase.